Das ENSO-Phänomen

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ENSO-Lexikon

Atlantik-Niño

Engl. Atlantic Equatorial Mode oder Atlantic Niño, ein quasiperiodisches zwischenjährliches Klimamuster des äquatorialen Atlantiks. Es ist der dominierende Modus mit Jahr-zu-Jahr-Variabilität, der sich in wechselnden Warm- und Kaltepisoden der Meeresoberflächentemperaturen (SST) zeigt und von Änderungen der atmosphärischen Zirkulation begleitet ist. Der Begriff Atlantik-Niño kommt von seiner großen Ähnlichkeit zum ENSO-Phänomen (El Niño-Southern Oscillation), welches das tropische Pazifik-Becken dominiert.

Im Gegensatz zum Pazifik besteht im Atlantik aufgrund der geringeren Fläche (1/3) eine zweijährige ENSO-ähnliche Oszillation (Quasi-Biennial-Oscillation), die saisonbedingt und durch verzögerte Atmosphären-Ozean- Rückkopplung mit einer Zeitverschiebung von sechs Monaten im Nordsommer auftritt.

Der Atlantik-Niño ist im Bereich von 0° und 30° W durch eine Anomalie der äquatorialen Meeresoberflächentemperatur (SST) gekennzeichnet. Im Unterschied zu seinem pazifischen Gegenstück hat der Atlantik-Niño keine SST-Anomalien, die ein Signal von Ost nach West aussenden, sondern vielmehr eine einzige ozeanbeckenweite Anomalie. Ferner liegt die Amplitude des Atlantik-Niño bei etwa der Hälfte derjenigen des pazifischen El Niño. Diese SST-Anomalie ist eng verknüpft mit Veränderungen der Passatwinde. Eine Warmanomalie ist verbunden mit nachlassenden Passaten über einen breiten Streifen des äquatorialen Atlantikbeckens hinweg, wohingegen eine Kaltanomalie mit verstärkten Passaten in der gleichen Region einhergeht. Diese Passat-Fluktuationen können als Abschwächung bzw. Verstärkung der atlantischen Walkerzirkulation verstanden werden.

Ein Hauptunterschied zwischen (pazifischem) El Niño und dem Atlantik-Niño besteht darin, dass die SST-Anomalien im Falle des Atlantik streng an die Äquatorregion gebunden sind, während im Pazifik eine größere meridionale Ausdehnung beobachtet wird.

Der Atlantik-Niño variiert auf zwischenjährlichen Zeitskalen wie der El Niño, aber er zeigt auch stärkere Veränderlichkeit auf saisonalen und jährlichen Zeitskalen. Überlagernde saisonale Witterungserscheinungen verkleinern die Rolle des Atlantik-Niño für das Gebiet des äquatorialen Atlantik im Vergleich zu der des El Niño für den Pazifik. Der Atlantik-Niño erreicht seine maximale Ausprägung typischerweise im Nordsommer, während der (pazifische) El Niño sein Reifestadium im Nordwinter erreicht.

Die Erforschung von Warmwasserereignissen im südostlichen Atlantik – ob nun als Atlantik-Niño in Äquatornähe oder als Benguela-Niño vor der Küste Südangolas und Namibias – ist aufgrund von deren großem Einfluss auf die Ökologie und Fischereiwirtschaft im gesamten südwestafrikanischen Küstenraum sehr bedeutsam.

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