Das ENSO-Phänomen

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ENSO-Lexikon

Benguela-Niño

Eine ozeanisch-klimatische Erscheinung vor der SW-Küste Afrikas, bei der anomale Meeresoberflächentemperaturen (SST) auftreten. Die Bezeichnung entstand in Analogie zum pazifischen El Niño-Phänomen, dem sie ähnlich ist. Terminologisch scheint sie bislang als Oberbegriff für sowohl Warmereignisse (Niño) wie auch für Kaltereignisse (Niña) zu gelten. Insofern besitzt der Begriff eine Doppelfunktion, einmal für die Gesamterscheinung und daneben auch für Warmereignisse. Ein Warmereignis tritt etwa 1 Mal pro Jahrzehnt auf. Die Erscheinung besitzt großen Einfluss auf den Niederschlag im südlichen Afrika.

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Oberflächenströmungen im Atlantik

Riesige Wirbel prägen das Bild der Meeresströmungen in den Ozeanbecken. Bedingt durch die Erdrotation drehen sich diese Wirbel auf der N-HK im Uhrzeigersinn, auf der S-HK gegen den Uhrzeigersinn. Angetrieben werden diese Wasserbewegungen hauptsächlich durch die Passatwinde; sie treiben die Nord- bzw. Südäquatorialströme an, welche von O nach W verlaufen.

Die subtropischen Großwirbel sind mit etwa 100 bis 200 m Dicke aber nicht sehr mächtig. Die dünne, sehr warme Deckschicht ist stabil und verhindert, dass kühleres, nährstoffreiches Wasser aus der Tiefe an die Meeresoberfläche quellen kann. Große Bereiche des Ozeans weisen daher Nährstoffmangel auf. Sie sind unproduktiv und werden zu Recht als Wasserwüsten bezeichnet. Quelle: Klimageschichte aus der Tiefsee (Wefer, Expedition Erde 2010)

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Upwelling im Benguelastromsystem

Vor der Westküste des südlichen Afrika drückt der kalte Benguelastrom die oberflächennahe Meerestemperatur um ca. 4 °C unter das Mittel der jeweiligen geographischen Breite. Innerhalb der Strömung treibt Oberflächenwasser von der Küste weg, wobei dessen Platz von Wassermassen aus einer Tiefe von ca. 200 m eingenommen wird. Dieses Auftriebswasser reduziert die Oberflächentemperatur zusätzlich auf ca. 5 °C unter den klimatologischen Durchschnitt im Sommer und auf 3 °C unter dem Mittel im Winter. Upwelling tritt auch im Sommer entlang der afrikanischen Südküste bei nordöstlichen Winden auf.

Quelle: MetEd/UCAR

 

Ähnlich wie beim (pazifischen) El Niño dringt ein mächtiger nährstoffarmer Warmwasserkörper in den nördlichen Teil des Benguela-Upwellingsystems vor der namibischen Küste ein. Dabei strömt warmes salziges Wasser des Angolastroms nach Süden vor in einem Bereich von 15° S bis 25° S. Der Warmwasserkörper reicht bis zu 150 km meerwärts und bis in 50 m Tiefe.

Starkniederschläge mit Überschwemmungen und negative Änderungen der Fischpopulationen wurden beobachtet. Auch können sogenannte Harmful Algal Blooms (HAB) auftreten.
Die Ursachen und Auswirkungen des Benguela-Niño sind aber noch wenig verstanden. Manche Forscher gehen von Variabilitäten des südamerikanischen Monsuns als Ursache aus, manche sprechen von ozeanischen Kelvinwellen aus dem äquatorialen Westatlantik, die als Auslöser in Frage kommen, und neuerdings wird die Bedeutung von meridionalen Windanomalien entlang der Küste von SW-Afrika angeführt, möglicherweise in verstärkender Kombination mit der vorgenannten möglichen Ursache.

Diese Windanomalien sind Teil einer großräumigen Schwächung der subtropischen Antizyklone mit einhergehendem Erlahmen der Passatwinde. Über diesen Mechanismus bewirken sie ein schwächeres Upwelling.

Die Erforschung von Warmwasserereignissen im südostlichen Atlantik – ob nun als Atlantik-Niño in Äquatornähe oder als Benguela- Niño vor der Küste Südangolas und Namibias – ist aufgrund von deren großem Einfluss auf die Ökologie und Fischereiwirtschaft im gesamten südwestafrikanischen Küstenraum sehr bedeutsam.

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