Das ENSO-Phänomen

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ENSO-Lexikon

Wüste

Gebiet der Erde, das durch geringe bis fehlende Pflanzendecke gekennzeichnet ist. Ursache für Wüsten sind entweder fehlende Wärme (Kältewüste, Hochgebirgswüste), Eisschildbedeckung (Eiswüste), edaphische Faktoren (z.B. hoher Salzgehalt), Überweidung oder Wassermangel (TrockenwüsteHitzewüste). Wüsten zählen zur Anökumene.

Wüstentypen und Verbreitung

Je nach Grad der Vegetationsbedeckung wird von der Voll- oder Halbwüste gesprochen. Weiterhin können nach den Substrattypen Lehmwüste, Salzwüste, Sandwüste und Serir (Geröllwüste) sowie Hammada (Steinpflaster) unterschieden werden. Charakteristisch ist die Lebensfeindlichkeit der Wüste, die nur Spezialisten unter den Tieren und Pflanzen ein Überleben ermöglicht. Wüsten finden sich im Innern der Kontinente (Sahara in Nordafrika, Gobi und Taklamakan in Ost- und Zentralasien) oder an der Westküste südhemisphärischer Kontinente (Nebelwüsten Namib im südlichen Afrika und Atacama in Südamerika). Wüsten sind überwiegend natürlich und großklimatisch bedingt. Durch Übernutzung sind aber auch zusätzliche Gebiete mit Wüstencharakter entstanden (Desertifikation).

Ursachen der Wüstenentstehung

Nach den vorwiegenden Ursachen der Aridität werden unterschieden (hier beschränkt auf BW-Klimate):

  1. Passat- bzw. Wendekreiswüsten mit ganzjährigen Hochdruckzellen, polseitig mit winterlichen Westwindregen, äquatorseitig mit sommerlichen Monsunregen (z.B. australische Wüste, südafrikanische Kalahari);
  2. die Sahara als tropische Ostjet-Wüste, wobei der absteigende Ast der Querzirkulation des im Sommerhalbjahr vom West-Pazifik zum Ost-Atlantik wehenden Strahlstroms die Konvektion und Nordverlagerung der Monsunzone nahezu unterbindet und so den Hochdruckzelleneffekt der Passatwüste verstärkt;
  3. Küsten- und zugleich Nebelwüsten durch niederschlagsverhindernde Inversionsbildung über einer durch Auftriebswasser kalten Meeresströmung (Atacama, Namib und westafrikanische Küste durch Humboldt-, Benguela- und Kanarenstrom), allerdings verstärkt durch Passatinversion (durch den Kalifornienstrom in Baja California nur BS-Klima);
  4. winterkalte Binnen- bzw. orographische Wüsten Innerasiens (BWk) als Folge extremer Kontinentalität bzw. Meeresferne, bis 50°N;
  5. Regenschattenwüsten im Westwind-Lee von Sierra Nevada, Basin Ranges und Sierra Madre Occidental im Südwesten der USA und in Nord-Mexiko sowie im Lee der südlichen Anden;
  6. Hochgebirgswüsten (Hochplateaus der Anden und Tibets, in Kombination von Höhe, Kälte, Regenschatten und Kontinentalität;
  7. polare Trockenwüsten (kanadische arktische Inseln) im Unterschied zu nur durch Kälte vegetationsarmen Polargebieten und
  8. Eiswüsten (Antarktis, Grönland). Die vegetationslose inner-isländische Wüste ist edaphisch, d.h. trotz humiden Klimas durch die hohe Wasserdurchlässigkeit vulkanischer Aschen, bedingt.

Der Lebensraum des Menschen in der Wüste hat sich in zunehmender Anpassung an die Aridisierung während der letzten ca. 4000 Jahre aus paläolithischer Jagd- und neolithischer Hirtenkultur zu einer auf Bewässerungswirtschaft basierenden agraren und, besonders in der Halbwüste, zunehmend städtischen Oasenkultur entwickelt, meist in Verbindung mit Halb- oder Vollnomaden, die die Verkehrswege und den Handel durch die nie als absolute Barrieren wirkenden Wüsten beherrsch(t)en. Wichtigstes Produktions- und Handelsgut der altweltlichen Wüsten war das Salz.

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