Das ENSO-Phänomen

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ENSO-Lexikon

Waldbrand

Bezeichnung für einen Brand in bewaldetem Gebiet. Waldbrände entstehen meist während Trockenperioden und sind wegen ihrer hohen Ausbreitungsgeschwindigkeit gefährlich für Mensch, Tier und materielle menschliche Einrichtungen. Wenn keine geeignete Brandbekämpfung erfolgt, entwickeln Waldbrände sich schnell zu Flächenbränden. Der Begriff Buschfeuer wird für große Brände von Gras-, Busch- und Waldland während der Sommerzeit auf dem australischen Kontinent verwendet.

Im Englischen existiert der Überbegriff “wildfire”, der ein unkontrolliertes Feuer in einem Gebiet mit brennbarer Vegetation in Kulturland oder in Wildnis bezeichnet. Weitere Bezeichnungen wie brush fire (Gestrüpp), bush fire, forest fire, desert fire, grass fire, hill fire, peat fire (Torf), vegetation fire können verwendet werden um Brände in Abhängigkeit vom jeweiligen Brennmaterial näher zu beschreiben.

Ein Waldbrand kann in drei Phasen unterteilt werden: Meist entzünden sich zunächst das Gras und der trockene Unterwuchs. Es kommt zu einem Bodenfeuer, das noch leicht bekämpft werden kann. Wenn es zu einem Lauffeuer auswächst, kann es besonders bei Nadelholzbeständen, auf die Baumwipfel überspringen. Das führt rasch zu einem Kronenfeuer und zu einer rasanten Ausbreitung der Flammen. Kronenfeuer lassen sich deutlich schwerer bekämpfen und wachsen sich leicht zur dritten Stufe, einem Totalbrand aus. Dieser kann so gut wie nicht mehr gelöscht werden.

Waldbrände im Amazonasgebiet, Brasilien

Waldbrände im Amazonasgebiet, Brasilien

Im Juli 2020 ist die Zahl der Brände im Amazonas-Regenwald besorgniserregend gestiegen. Wie das Instituto Nacional de Pesquisas Espaciais (INPE - Brasilianisches Weltraumforschungszentrum) berichtet, ist die Zahl der Brände im brasilianischen Amazonas-Regenwald im Juli 2020 im Vergleich zum Juli 2019 um 28 Prozent gestiegen. Diese Daten stimmen mit den Daten des Copernicus Atmosphere Monitoring Service GFAS überein, die eine starke Zunahme der saisonalen Brände im Amazonas in der zweiten Julihälfte im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2003 bis 2019 zeigen.

Dieses Bild, das von einer der Copernicus Sentinel-2 am 31. Juli 2020 aufgenommen wurde, zeigt zwei Waldbrände 150 nordöstlich von Apui', Bundesstaat Amazonas (Brasilien).

Quelle: Copernicus

Waldbrände sind in vielen Regionen der Welt ein ganz natürliches Phänomen. Dort nehmen sie positiv Einfluss auf das betroffene Waldgebiet – zum Beispiel dann, wenn die während eines Brandes entstehende extreme Hitze Samen freisetzt, aus denen neue Bäume entstehen. Doch es gibt eine äußerst bedenkliche Kehrseite von Waldbränden: Immer dann, wenn Waldbrände zu heftig, am falschen Ort, zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt oder zu häufig auftreten, ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass das Ökosystem durch menschliche Eingriffe aus den Fugen geraten ist. In diesen Fällen stellen Waldbrände eine ernsthafte Bedrohung dar.

Weltweit lassen sich nur etwa vier Prozent aller Waldbrände (Anm.: Bezogen auf die Zahl der Brände, nicht auf die abgebrannte Flächengröße) auf natürliche Ursachen zurückführen. Der Rest entfällt auf vorsätzliche Brandstiftung (Brandrodung, Brandstiftung, etwa um Bauland in einem Naturschutzgebiet zu gewinnen) oder Fahrlässigkeit (Unachtsamkeit, beispielsweise durch „wilde“ Lagerfeuer, weggeworfene Zigarettenkippen oder Streichhölzer). Eine oft unterschätzte Ursache sind auch heiße Katalysatoren von auf Waldboden abgestellten Autos und Motorrädern. Glasflaschen und -scherben können entgegen einem weit verbreiteten Irrglauben die Sonnenstrahlen nicht wie Brenngläser bündeln und somit kein Laub oder Gras entzünden.

Seltener entstehen Waldbrände durch natürliche Ursachen wie Blitzschlag oder vulkanische Aktivität. Früher zählte die Selbstentzündung auch noch zu den selteneren Waldbrandursachen, allerdings vermehren sich Waldbrände durch Selbstentzündung aufgrund langanhaltender Trockenperioden, die durch den Klimawandel häufiger auftreten.

Die Auswirkungen der Waldbrände auf die weltweite Artenvielfalt sind nach Ansicht des WWF gravierend: Sämtliche Ökoregionen, die für die Erhaltung der globalen Artenvielfalt entscheidend sind, sind auf 84 % ihrer Fläche durch Veränderungen in der Intensität und Häufigkeit von Feuern gefährdet. Nur auf den verbleibenden 16 % bewegen sich die auftretenden Feuer noch innerhalb der ökologisch akzeptablen Grenzen. Feuerempfindliche Ökosysteme wie zum Beispiel die tropischen Regenwälder, in denen den Pflanzen und Tieren die Anpassung an natürliche Brände fehlt, sind sogar auf 93 % ihrer Fläche gefährdet. Eine WWF-Studie (Wälder in Flammen) fasst die Ursachen und Auswirkungen von Waldbränden nach Regionen zusammen und benennt die gravierenden „Brennpunkte“ der Erde.

Torfbrandbekämpfung auf Kalimantan 2015

Torfbrandbekämpfung auf Kalimantan 2015

Indonesische Militärangehörige bei der Bekämpfung eines großen Torfbrandes in der Nähe der Stadt Palangkaraya in der indonesischen Provinz Zentralkalimantan auf Borneo.

In den indonesischen Wäldern befinden sich etwa 60 Prozent der weltweiten tropischen Torfgebiete, die bis zu 10 Meter tief sein können.

Wenn Brände erst einmal in den Torf eingedrungen sind, hören sie erst wieder auf zu brennen, wenn die saisonalen Regenfälle zurückkehren, und das geschieht während der El Niño-Episoden zeitverzögert.

Abgesehen von der Zerstörung, die die Brände anrichteten, beeinträchtigten sie auch die lokale und regionale Luftqualität.

Quelle: NASA

Wie kompliziert das Ursachengeflecht von Klima, menschlicher Nutzung und dem Auftreten von Waldbränden ist, zeigen die Feuerkatastrophen der Jahre 1997 und 1998. Damals führte das Wetterphänomen El Niño in weiten Teilen Südostasiens, Lateinamerikas und im russischen fernen Osten zu extremer Trockenheit. In Brasilien und Indonesien gerieten riesige Waldgebiete in Brand, die zuvor durch Holzeinschlag aufgelichtet und damit der Austrocknung schutzlos preisgegeben worden waren. Allein in Indonesien brannten fast fünf Millionen Hektar Wald. Rauch und Gase verschmutzten die Luft und gefährdeten die Gesundheit von 70 Millionen Menschen in der Region. Wissenschaftler befürchten, dass sich die El Niño-Zyklen durch die drohende Erderwärmung in Zukunft verkürzen und so zu mehr Trockenperioden führen könnten. Torfwälder sind in El Niño-Jahren besonders durch Brände bedroht. Feuer, mit dem ursprünglich nach einem Kahlschlag die verbliebenen Holzreste verbrannt werden sollten, dringt in den Torf ein und kann dort, lange nachdem das Oberflächenfeuer abgebrannt ist, weiter schwelen, wodurch dichte Rauchwolken verursacht werden. 94 % des gesamten Brandsmogs (tropical haze) 1997/98 stammten aus solchen Schwelbränden in den Torfwäldern Ostsumatras und Südkalimantans.

Kohlenmonoxid-Emissionen (14.-16. Oktober 2015 )

Kohlenmonoxid-Emissionen (14.-16. Oktober 2015 )

Großflächige Waldbrände in ganz Indonesien haben in den letzten drei Monaten Zehntausende von Hektar verbrannt und eine hohe Umweltverschmutzung, den Verlust von Menschenleben und Milliarden von Dollar für die indonesische Regierung verursacht.
Diese Bilder wurden mit Daten von AIRS, dem Atmospheric Infrared Sounder auf dem Aqua-Satelliten der NASA, erstellt und zeigen die globale Konzentration von Kohlenmonoxid auf dem Druckniveau von 500hPa, d. h. in einer Höhe von ca. 5.500 m. Bei den Daten handelt es sich um den Durchschnitt von Messungen, die über drei Tage hinweg, vom 14. bis 16. Oktober, durchgeführt wurden. Die Skala für dieses Bild reicht bis 400 Teile pro Milliarde (ppb), doch können die lokalen Kohlenmonoxidwerte deutlich höher gewesen sein.

Quelle: NASA
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