Das ENSO-Phänomen

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ENSO-Lexikon

Tropical Haze

Eine tropische Variante des Smog (auch 'Dunst'), die aus einer mehr oder minder dicken Wolke von Verbrennungsprodukten besteht, welche mit der natürlichen Feuchtigkeit der Luft angereichert ist. 1997 entstand über Südostasien ein besonders intensiver Tropical Haze als Folge von Waldbränden auf einem Gebiet von mehreren tausend Hektar, die mehrere Monate lang andauerten. Die Intensität der Rauchemissionen ergab sich vor allem aus der Tatsache, dass weite, vielerorts 20 m mächtige Torfflächen in baumbestandenen Sumpfregionen von den Bränden erfasst waren.

Das Ausmaß der Brände war weniger auf Rodungen im Rahmen der traditionellen kleinbäuerlichen Wanderfeldbau (shifting cultivation) zurückzuführen. Dabei entstehen Rodungsflächen mit einer Größe von lediglich etwa 1 ha, die vom Ökosystem gut verkraftet werden können. Es war vielmehr sogenanntes "industrial burning" um Platz für Kautschuk-, Ölpalmen- und Holzplantagen zu schaffen.
Verstärkt und verlängert wurde die Situation zusätzlich durch ausbleibenden Niederschlag, eine Konsequenz des starken El Niño-Ereignisses. Die Haze-Wolke bedeckte zeitweise eine Fläche von der halben Größe Europas.

Tropical Haze über Malaysia am 9.7.2001 mit bis auf 500 m reduzierter Sicht

 

Foto der Waldbrände von 1997, die Sumatra verwüsteten und Südostasien in Dunst hüllten

Tropical Haze über Malaysia am 9.7.2001

 

1997_forest_fires_gp

Dieses Echtfarbenbild des MODIS-Spektroradiometers zeigt den Teil Malaysias, der sich auf der zum asiatischen Festland gehörenden Halbinsel befindet (oben rechts) sowie westlich und südlich davon Teile der indonesischen Insel Sumatra. Kuala Lumpur, die Hauptstadt von Malaysia, ist als grau-braune Fläche an der Westküste der Halbinsel zu erkennen. Rote Pixel markieren die Feuer, graue den Rauch und Haze. Die hellen weißen Fetzen in der linken oberen Ecke sind Wolken.

Quelle: NASA
 

Die Mega-Feuer in 1997 und 1998 (Sumatra und Borneo) erzeugten 2,5 Mrd. t CO2, das sich in der Atmosphäre sammelte. Diese Menge entspricht etwa 10% des weltweiten CO2-Ausstoßes im Jahr 1997.
Die Brandrodungen finden meist auf Torfmoorflächen statt, die sehr reich an organischem Material sind. Wird getrockneter Torf in Brand gesetzt, kann es zu unterirdisch schwelenden Feuern kommen, die für Wochen oder Monate weiter brennen.

Quelle: Greenpeace

Dass solche Situationen keineswegs Historie sind und in geringerem Ausmaß auch zu Nicht-El Niño-Zeiten vorkommen, belegt die folgende Aufnahme (links) mit dem MODIS-Sensor des Terra-Satelliten. Auch nachdem bereits eine große Zahl von Feuern vom 8. bis 14. Juli 2001 gelegt waren und Rauchwolken die Sicht in Indonesien und Malaysia deutlich reduzierten (500 m im Extrem), wurden Hunderte weiterer Feuer entfacht, vor allem zur Gewinnung von neuen landwirtschaftlichen Nutzflächen. Die Sicht war in den am härtesten betroffenen Gebieten auf ca. 500 m reduziert, Schulkinder wurden nach Hause geschickt, vom Spielen im Freien wurde dringend abgeraten, Menschen, die im Freien arbeiten, mussten Atemschutzmasken tragen.

Neue Rekordwerte der Luftbelastung erzielte der Haze des Juni 2013. Vom 1. bis zum 24. Juni spürten NASA-Satelliten über 9.000 Brandherde in Sumatra auf mit Schwerpunkt in den Torfgebieten der Provinz Riau.

Nachdem 1997 durch Brände auf mehr als 9 Millionen Hektar Land Hazes in Brunei, Indonesien, Malaysia, den Philippinen, Singapur und Thailand auftraten, initiierten die ASEAN-Staaten ein Programm zur Beobachtung und Verhinderung von Hazes, das 2002 in dem Umweltabkommen ASEAN Agreement on Transboundary Haze Pollution mündete.

Übliche Definition von 'Haze' (Dunst)

In der Luft schwebende Partikel, die die Sicht durch Streuung des Lichts verringern; oft eine Mischung aus Aerosolen und photochemischem Smog.
Viele Aerosole nehmen mit zunehmender relativer Luftfeuchtigkeit aufgrund von Deliqueszenz an Größe zu, wodurch sich die Sichtbarkeit drastisch verringert. Manchmal wird zwischen trockenem Dunst und feuchtem Dunst unterschieden, vor allem aufgrund der unterschiedlichen optischen Wirkung kleinerer Partikel (trockener Dunst) und größerer Partikel (feuchter Dunst), die durch langsame Kondensation an den hygroskopischen Dunstpartikeln entstehen. Trockene Dunstpartikel mit Durchmessern in der Größenordnung von 0,1 μm sind klein genug, um kürzere Wellenlängen des Lichts bevorzugt zu streuen. Solche Dunstteilchen erzeugen eine bläuliche Farbe, wenn der Dunst vor einem dunklen Hintergrund betrachtet wird, da durch die Streuung nur das leicht bläuliche Streulicht das Auge erreicht. Dieselbe Art von Dunst erscheint vor einem hellen Hintergrund als gelblicher Schleier, denn hier besteht der Haupteffekt in der Entfernung der bläulichen Anteile aus dem Licht, das aus dem entfernten hellen Hintergrund stammt. Dunst unterscheidet sich durch denselben Effekt von Nebel, der nur eine graue Verdunkelung bewirkt, da die Teilchengröße zu groß ist, um eine nennenswerte unterschiedliche Streuung der verschiedenen Wellenlängen zu bewirken.

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