Das ENSO-Phänomen

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ENSO-Lexikon

REDD+

Engl. Akronym für Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation and the role of conversation, sustainable management of forests and enhancement of forest carbon stocks in developing countries, dt. etwa „Verringerung von Emissionen aus Entwaldung und Waldschädigung sowie die Rolle des Waldschutzes, der nachhaltigen Waldbewirtschaftung und des Ausbaus des Kohlenstoffspeichers Wald in Entwicklungsländern“,  ein seit 2005 auf den Verhandlungen der internationalen Klimarahmenkonvention (UNFCCC, United Nations Framework Convention on Climate Change) diskutiertes Konzept, mit dem der Schutz von Wäldern als Kohlenstoffspeicher finanziell attraktiv gemacht werden soll.

Laut IPCC stammen über 17 % der weltweiten anthropogenen Treibhausgasemissionen aus dem Forstsektor. Besonders bedeutsam für den Klimaschutz sind dabei die tropischen Regen- und Feuchtwälder, deren Kohlenstoffbilanz eine sehr hohe Speicherung gewährleistet. Die tropischen Wälder umfassen ca. 40 % des terrestrischen Kohlenstoffs. Ferner akkumulieren tropische Torfgebiete zusätzlichen Kohlenstoff in mächtigen Torflagern, deren Erhalt von intakten Wäldern gewährleistet werden, die auf ihnen stocken (Torfwald). In Südostasien befinden sich die größten bekannten Torfablagerungen in Indonesien, wo ca. 55-58 Gt C unter der Erdoberfläche als Torf gespeichert sind und ca. 18,6 Gt C über der Erdoberfläche als Wald. Gleichzeitig ist Indonesien weltweit einer der größten Kohlenstoffemittenden. Dies liegt überwiegend an der fortschreitenden Degradation und Entwaldung der Torf- und Waldgebiete infolge großskaliger landwirtschaftlicher Erschließungsmaßnahmen und der Ausbeutung der Vorräte an Tropenholz. Zusätzlich kann Brandrodung bei episodisch auftretenden verlängerten Trockenzeiten außer Kontrolle geraten, z.B. während El Niño-Ereignissen evtl. gar in Kombination mit einem positiven IOD-Ereignis wie 1997/98, und zu extremen Kohlenstoff- und Aerosol-Emssionen (tropical haze) führen. Aus diesem Grund ist Indonesien ein vorrangiger Adressat für REDD+-Projekte.

Die Grundidee von REDD+ sind leistungsbasierte Zahlungen für mess- und überprüfbare Emissionsreduzierungen durch Waldschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern. Dem in den Wäldern gespeicherten Kohlenstoff wird im REDD+ Modell ein monetärer Wert zugewiesen, damit Wälder bei wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen ein höheres finanzielles Gewicht bekommen. Der REDD+ Prozess sieht vor, Waldemissionen zu messen bzw. zu errechnen und anschließend zu bewerten. Hiermit sollen Anreize für die Begrenzung der Waldzerstörung geschaffen werden.

Die Ursachen für Entwaldung und die nicht-nachhaltige Nutzung von Wäldern sind vielfältig und unterscheiden sich von Region zu Region. Während im brasilianischen Amazonasgebiet Wald gerodet wird, um Flächen für den Sojaanbau und die Viehhaltung multinationaler Großkonzerne zu schaffen, sind in Afrika vor allem die übermäßige Entnahme von Feuerholz und die Brandrodung zur Schaffung von Ackerland verantwortlich für den Waldverlust. In Südostasien ist wiederum die Produktion von Palmöl, Kaffee und Holz eine der zentralen Ursachen. Hinter diesen direkten Treibern der Entwaldung stehen häufig indirekte Ursachen, darunter die unzureichende Governance, eine schwache Durchsetzung von Landnutzungspolitiken sowie unklare Besitzverhältnisse.

Eine Studie des Deutschen Evaluierungsinstituts der Entwicklungszusammenarbeit (DEval) aus dem Jahr 2020 zieht eine ernüchternde Zwischenbilanz, nach der das Programm die hohen Erwartungen bislang nicht erfüllen konnte. REDD+ hat aber sowohl zur politischen Aufmerksamkeit wie zu erheblichem Kapazitätsaufbau für den Waldschutz in den beteiligten Ländern beigetragen. Dieser Kapazitätsaufbau einerseits und der Einfluss politischer und wirtschaftlicher Interessen, die der Emissionsreduktion entgegenstehen, andererseits, wurden unterschätzt.

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