Das ENSO-Phänomen

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ENSO-Lexikon

Palmöl

Pflanzenöl, das aus dem Fruchtfleisch der Ölpalme gewonnen wird. Die Früchte werden sterilisiert und gepresst, dabei entsteht das rohe Palmöl, CPO (Crude Palm Oil). Früchte und Öl haben wegen ihres hohen Carotingehaltes eine orangerote Färbung, die bei der Raffination entfernt wird. Reines und frisches Palmöl hat einen spezifischen Veilchengeruch, einen süßlichen, angenehmen Geschmack und ist von klarer und heller Farbe. In den Fett-Molekülen sind zu 44 % die gesättigte Palmitinsäure und zu 39 % die einfach ungesättigte Ölsäure gebunden.

Palmkernöl wird aus den Kernen der Früchte gewonnen und besteht zu über 80 % aus gesättigten Fetten (überwiegend ist Laurinsäure gebunden). Die Kerne werden getrocknet, gemahlen und dann gepresst. Das Palmkernöl gehört zu den festen Pflanzenfetten.

Ernte der Palmöl-Fruchtstände (Malaysia) Mitte: Aufgeschnittene Palmfrüchte mit Fruchtfleisch und Palmkern Palmölmühle in der Provinz Riau auf Sumatra

Ernte der Palmöl-Fruchtstände (Malaysia)

Quelle: PalmOilWorld

 

Aufgeschnittene Palmfrüchte mit Fruchtfleisch und Palmkern

Quelle: aware environmental

 

Palmölmühle in der Provinz Riau auf Sumatra

Im Hintergrund Teile der Ölpalmenpflanzung

Quelle: idenan yoga / Google Maps

Verwendung

Im Jahr 2019 wurden weltweit 74,6 Millionen Tonnen Palmöl produziert.

Die weltweite Verwendung von Palmöl und Palmkernöl betrug in 2011 über 55 Mio. Tonnen. Zwei Drittel davon (68 %) nutzte die Nahrungsmittelindustrie. Mehr als ein Viertel (27 %) wurden für Seifen und andere kosmetische Industrieerzeugnisse benötigt und nur 5 % dienten der energetischen Nutzung, also der Strom-, Wärme- und Kraftstoffproduktion. Mit 36 Prozent Marktanteil ist Palmöl vor Sojaöl das wichtigste Pflanzenöl der Welt.

Ausdehnung der Palmölplantagen

Die Palmölproduktion ist eine der am schnellsten expandierenden Formen der landwirtschaftlichen Flächennutzung, die erhebliche Umweltbelastungen mit sich bringt, gleichzeitig aber der regionalen Wirtschaft zugute kommt und die Erträge ähnlicher Pflanzenöle übertrifft.

Palmöl ist zu einem unumstrittenen Grundnahrungsmittel in der ganzen Welt geworden, denn die Hälfte aller verpackten Waren in Supermärkten enthält dieses pflanzliche Produkt in irgendeiner Form. Seine Verwendung in verschiedenen Industriezweigen, einschließlich der landwirtschaftlichen Energieerzeugung, hat in Verbindung mit der hohen Produktivität der Pflanze dazu geführt, dass die weltweite Palmölproduktion seit 1980 von 4,5 Millionen Tonnen auf 70 Millionen Tonnen gestiegen ist. Bis 2050 wird die Produktion voraussichtlich 240 Mio. Tonnen erreichen. Dieser beträchtliche Produktionsanstieg hat erhebliche ökologische und soziale Folgen. Der wirtschaftliche Nutzen, insbesondere in armen Gebieten, in Verbindung mit der vielseitigen Verwendbarkeit als Nahrungsmittel und der im Vergleich zu ähnlichen Pflanzenölen besseren Flächennutzung veranlasst die Landwirte jedoch zunehmend, den Palmölanbau zu bevorzugen. Die Überwachung der Ausdehnung neuer Plantagen ist daher der Schlüssel zu einer nachhaltigeren Entwicklung des Sektors.

Während eine kleinskalige Produktion von Palmöl zwar in nachhaltiger Weise erfolgen kann, stellen große Plantagen ein größeres Problem für die Umwelt dar. Die Region mit dem höchsten Anteil an kleinbäuerlichem Ölpalmenanbau war Westafrika (68,7 % der gesamten Anpflanzungen). In den anderen Regionen reichte der Anteil der Kleinbauern von 14,5 % in Zentralafrika bis 26,8 % im Pazifik. Wie aus folgender Grafik hervorgeht, können jedoch Länder in ein und derselben Region unterschiedliche Anteile von Kleinbauern und industriellen Plantagen aufweisen. So wies beispielsweise Thailand den höchsten Anteil an Kleinbauern auf (71,5 %), während der Anteil im benachbarten Malaysia eher gering war (15,4 %).

Ölpalmenanbaufläche nach Typologie (industriell versus kleinbäuerlich)

Ölpalmenanbaufläche nach Typologie (industriell versus kleinbäuerlich)

Ölpalmenanbaufläche nach Typologie (industriell versus kleinbäuerlich) für das zweite Halbjahr 2019 in den 10 ersten Ländern mit der größten Ölpalmenfläche. Die Abbildung zeigt die kartierte Fläche (Sternchen), die sich aus der Klassifizierung von Sentinel-1 und Sentinel-2 ergibt, und die Flächenschätzung mit einem Zuverlässigkeitsgrad von 95 %.

Quelle: ESSC Copernicus (2021)

Die stetig wachsende Nachfrage auf dem Weltmarkt führt dazu, dass für Palmölplantagen in großem Stil tropische Wälder gerodet werden. Angebaut wird die Ölpalme heute hauptsächlich in Indonesien und Malaysia, aber auch in Südamerika und Afrika. Seit 1990 hat sich die Fläche für Ölpalmen weltweit verdoppelt, in Indonesien sogar verzehnfacht. Im Jahr 2019 wurden weltweit 74,6 Millionen Tonnen Palmöl produziert.

Die zeitliche Dynamik der Plantagengründungen in SO-Asien seit 1984

Die zeitliche Dynamik der Plantagengründungen in SO-Asien seit 1984

Die Abbildung zeigt die Entwicklung der Ölpalmenplantagen in Südostasien seit 1984. Die Ausdehnung des Ölpalmenanbaus begann in Malaysia und auf der indonesischen Insel Sumatra, die sich bald zu einem bedeutenden Produktionsgebiet entwickelte, in dem um 1990 jährlich etwa 50.000 ha neue Plantagen angelegt wurden, was 2012 mit 380.000 ha neuer Plantagen einen Höchststand erreichte.

Auf Kalimantan begann die großflächige Expansion erst in den späten 1990er Jahren, und um 2010 wurde es zu einem wichtigen Anbaugebiet. In den letzten Jahren der Analyse ist die Expansion weiter auf dem Vormarsch, und 2015 kamen 293 500 ha neue Plantagen hinzu - das größte einzelne Umstellungsereignis in dieser Region. In Thailand expandieren die Ölpalmenplantagen mit einer geringeren durchschnittlichen Rate von 35.000 ha pro Jahr.

Quelle: Copernicus 2021

Palmölplantagen bedecken weltweit inzwischen zwölf Millionen Hektar Fläche. Das ist etwa ein Drittel der Bundesrepublik Deutschland. Die Liste der Naturschäden ist lang: Riesige Monokulturen bedrohen die biologische Vielfalt und rauben Arten wie Orang-Utan und Tiger den Lebensraum. Das Abbrennen von Wäldern, um Platz für den Anbau von Palmen zu schaffen, ist auch eine wichtige Quelle für Treibhausgasemissionen.

Tropische Regenwälder auf Torfmoorflächen sind in dieser Kombination gigantische Kohlenstoffspeicher. Sie enthalten bis zu 50-mal mehr Kohlenstoff als eine gleichgroße Fläche „normalen“ Regenwaldes. Tropische Torfmoorwälder gibt es vor allem in Indonesien, meist in tiefliegenden, küstennahen Gebieten auf Sumatra, Borneo und Neuguinea. Werden sie bei der Einrichtung von Palmölplantagen trockengelegt, werden Treibhausgase frei. Indonesien ist dadurch zum drittgrößten Treibhausgas-Emittenten der Erde geworden.

Dennoch ist Palmöl auch unter ökologischen Gesichtpunkten kein grundsätzlich schlechtes Öl. Mit Palmöl kann auf vergleichsweise geringer Fläche ein großer Teil des weltweiten Bedarfs an Pflanzenölen gedeckt werden. In vielen Ländern ist Palmöl ein schwer zu ersetzendes Nahrungsmittel und bildet die Lebensgrundlage von Kleinbauern. Vielerorts ist der Einsatz von Palmöl eine Chance zur Armutsbekämpfung. Doch wie bei fast allem kommt es auch bei Palmöl auf das Wie der Produktion an. Die Herstellung muss anders werden, als sie heute größtenteils ist – nämlich ökologisch, ökonomisch und sozial verträglich. Davon sind die meisten Produzenten von Palmöl aus Sicht von Umweltschutzverbänden noch weit entfernt. Einen Mindeststandard für den Anbau von Palmöl bietet der Runde Tisch für Palmöl (RSPO), an dem der WWF und andere NGOs, sowie Firmen und Institutionen aus der Wertschöpfungskette des Palmöls mitarbeiten.

Ausdehnung unter Beobachtung

Diese schwerwiegenden Auswirkungen auf die Umwelt haben viele Verbraucher auf der ganzen Welt dazu veranlasst, Produkte zu boykottieren, die Palmöl enthalten. Ein Verbot aller Palmölimporte oder die Einstellung des Palmölanbaus ist jedoch keine Lösung. Die IUCN warnt in einem Bericht aus dem Jahr 2018: "Ein Verbot von Palmöl würde höchstwahrscheinlich die Produktion anderer Ölpflanzen erhöhen, um die Nachfrage nach Öl zu befriedigen, und damit die durch Palmöl verursachten signifikanten globalen Biodiversitätsverluste verdrängen, anstatt sie zu stoppen".

Die nachhaltige Produktion von Palmöl ist daher von entscheidender Bedeutung. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Palmölproduktion zu überwachen und bestehende und neue Plantagen zu beobachten. In diesem Zusammenhang bieten die Copernicus-Daten Instrumente, die diesen Prozess erleichtern können.

Politische Entscheidungsträger, die ein Gleichgewicht finden wollen, um die steigende Nachfrage nach Palmöl zu befriedigen und gleichzeitig die negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu begrenzen, können sich nun auf Erdbeobachtungsdaten stützen, um ihre Entscheidungen zu treffen.

Die Copernicus Sentinel-2-Mission führt uns über Palmölplantagen in Ost-Kalimantan - dem indonesischen Teil der Insel Borneo. Indonesien ist der größte Produzent von Palmöl, gefolgt von Malaysia. Zusammen machen sie 84 % der weltweiten Palmölproduktion aus. Die Anbauflächen in Malaysia und Indonesien haben sich seit 1990 versechsfacht (2019).

Palmölplantagen auf Ostkalimantan (Indonesien)

Palmölplantagen auf Ostkalimantan (Indonesien)

Auf diesem Bild, das am 15. Februar 2019 aufgenommen wurde, sind die verschiedenen Stadien der Abholzung deutlich zu erkennen - die grünen Flecken in den Plantagen sind die bereits etablierten Palmölfarmen, während die hellbraunen Flecken das neu abgeerntete Land zeigen. Der umgebende üppige Regenwald ist in dunklem Grün zu sehen.

Palmöl wird in einer Vielzahl von Produkten verwendet - von Eiscreme und Schokolade über Kosmetika wie Make-up und Seife bis hin zu Biokraftstoff. Palmöl ist nicht nur vielseitig, sondern auch einzigartig ertragreich.

Copernicus Sentinel-2 ist eine Zwei-Satelliten-Mission, die vor allem dazu dient, Veränderungen in der Landnutzung zu verfolgen und die Gesundheit der Vegetation zu überwachen. Jeder Satellit trägt eine hochauflösende Kamera, die die Erdoberfläche in 13 Spektralbändern abbildet.

Quelle: ESA

Die Verfügbarkeit neuer Satellitendatensätze und die Fortschritte bei den Technologien des maschinellen Lernens haben erst in jüngster Zeit genaue und aktualisierbare Karten zur Erkennung und Messung der weltweiten Ölpalmenfläche ermöglicht. Die jüngste globale Ölpalmenkarte wurde 2020 veröffentlicht (Descals et al., 2020), bei der ein hochmoderner Algorithmus für maschinelles Lernen (Convolutional Neural Network) und frei verfügbare Satellitendaten aus dem Copernicus-Programm (Sentinel-1 und Sentinel-2) zum Einsatz kommen. Durch die Kombination von zwei verschiedenen Satellitendatenquellen (Radar- und optische Daten) kann dieses Projekt Ölpalmenplantagen weltweit genau erkennen und quantifizieren. Darüber hinaus lässt sich feststellen, ob eine Plantage großflächig (d. h. industriell) oder kleinflächig (d. h. kleinbäuerlich) ist. Außerdem wird eine globale "Wahrscheinlichkeitskarte" erstellt, die angibt, wie wahrscheinlich es ist, dass es sich bei einem Ort auf der Karte um eine Ölpalmenplantage handelt.

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