Das ENSO-Phänomen

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ENSO-Lexikon

Mega Rice Project (MRP)

Indonesisches Landnutzungsprojekt im südlichen Teil Kalimantans, in dessen Rahmen 1 Mio. ha unproduktive und dünn besiedelte, aber ökologisch wertvolle Flächen mit Torfwald (10.000 km²) in Reisfelder umgewandelt werden sollten. Das Suharto-Regime wollte damit der wachsenden Nahrungsknappheit Indonesiens entgegenwirken. Das Projekt war nicht erfolgreich und wurde schließlich im Gefolge dramatische Umweltschäden 1998 aufgegeben. Seither wurde das Akronym 'Ex-MRP' gebräuchlich.

Die Torfmoorwälder auf Kalimantan wurden schon vor 1996 in vergleichsweise geringem Umfang für Kleinbauernstellen und für Plantagen zurückgedrängt, aber der Großteil der ursprünglichen Landbedeckung blieb dabei erhalten. Zwischen Januar 1996 und Juli 1998 wurden 4.000 km Be- bzw. Entwässerungsgräben angelegt, was große Bereiche erstmals überhaupt zugänglich machte und schnell zur Plünderung der wertvollen Holzressourcen führte. Im August 1997 begann die Regierung mit der Brandrodung dessen, was noch übrig war. Doch die durch die El Niño-Southern Oscillation von 1997 verursachte übermäßig lange Trockenzeit ließ die Brände völlig außer Kontrolle geraten, und viele bis dato unberührte Regenwaldbereiche wurden Opfer der Flammen. Der durch die Drainage ausgetrocknete Torf brannte wochenlang und sandte dichten gelben Rauch (tropical haze) in solchen Mengen in die Atmosphäre über ganz Südost-Asien, dass er aus dem Weltall zu sehen und noch in Singapur, Malaysia und Thailand zu reduzierter Sicht, gesundheitlichen Beeinträchtigungen, großen Verlusten für die Tourismusindustrie sowie zu Problemen für den Luft- und Seeverkehr führte. Zentralkalimantan verlor in diesen Wochen ein Fünftel seiner Torfmoorwälder und sehr große Mengen an CO2 wurden in die Atmosphäre abgegeben mit einem entsprechenden Beitrag zur globalen Erwärmung.

Im Gebiet des MRP sank die Waldbedeckung von 64 % (1991) auf 45,7 % (2000), und die Abholzung geht noch immer weiter. Man geht davon aus, dass inzwischen alle vermarktbaren Bäume aus diesem Gebiet entnommen sind.

ex-mrp

Ex-Mega-Rice-Projektgebiet in Block-C (nahe dem Dorf Kalampangan bei Palangkaraya) im Jahr 2004.

Zwei große Brände hatten das Gebiet bereits heimgesucht. Die meisten der auf diesem Bild sichtbaren abgestorbenen "Skelettbäume" verschwanden beim nächsten Brand.

Das MRP-Projekt lief von 1995 bis 1999 und wurde eingestellt, weil sich ein kontinuierlicher Reisanbau auf 90 % des geplanten Arbeitsgebiets als unmöglich erwies. Gegenwärtig ist das ehemals vom MRP-Projekt betroffene Gebiet mit einer Fläche von etwa 1,5 Mio. ha eine fast baumlose und unproduktive Wunde in einer ausgedehnten, mit Torf bedeckten Landschaft; eine Hinterlassenschaft eines über 4600 km langen Netzes von schlecht funktionierenden Entwässerungs- und Bewässerungskanälen, von Torfsenkungen und der Freisetzung von Kohlenstoff aus oxidierendem Torf in Form von Treibhausgasen und insbesondere in gelöster Form in die Entwässerungssysteme.

Quelle: Jyrki Jauhiainen (University of Helsinki)

Die Zerstörung des Torfwaldes verursacht eine Belastung der Flüsse mit Schwefelsäure. In der Regenzeit tragen die Kanäle saures Wasser mit einem hohen Anteil von pyritischem Sulfat in die Flüsse bis in eine Entfernung von 150 km von der Flussmündung. Diese Säurebelastung kann zu geringeren Fangerträgen der Fischerei beitragen.

Die Warnungen, dass sich auf den dicken Torfdecken mit den darunter liegenden, ebenso nährstoffarmen Quarzsanden Reis gar nicht anbauen lässt, ließ man ebenso unbeachtet, wie die Hinweise darauf, dass die Kanäle das MRP-Gebiet wohl nicht be- sondern entwässern würden. Genau das trat dann auch ein: Der ausgetrocknete Torfkörper schrumpft um 1 bis 2 cm pro Jahr, Kanäle fallen trocken, Bäume sterben ab und werden von Farnkraut verdrängt, Brände brechen jährlich wieder aus und verbreiten sich unterirdisch im Torf, Feldfrüchte vertrocknen und die dort angesiedelten Menschen verharren in Armut.
Die Regierung Indonesiens hat inzwischen die angerichteten Schäden erkannt und hat mit internationaler Projektunterstützung begonnen, das Gebiet ökologisch und wirtschaftlich wiederherzustellen. Allerdings sind die Fortschritte, die über Demonstrations- und Studienflächen hinausgehen noch recht bescheiden.

... The largest of these land conversion schemes was the Mega Rice Project in Central Kalimantan. The brainchild in 1996 of former President Suharto, it was the most glaring misuse of tropical peatland in recent times. Suharto felt obliged to restore Indonesia's rice self-sufficiency. In 1985 the Food and Agriculture Organisation gave him a medal for such sufficiency. But since then about one million hectares of rice paddy in Java had been sold for commercial and urban development. To compensate, he decreed that an equivalent area be created out of lowland peat swamps in Borneo. In theory this proposal had much to commend it. However, the peatland soil characteristics in Central Kalimantan are completely different from those of volcanic Java. The project was doomed to fail before it started.

Knowing that international aid organisations and funding agencies would not agree to the Mega Rice Project, President Suharto authorised expenditure from internal Indonesian sources, especially the reforestation fund in the forestry ministry. The money was spent largely on excavating drainage and irrigation channels, done by companies owned by his cronies. The forest resource within the project area was allocated for clear felling, again by companies owned by Suharto's family and friends. No independent environmental impact assessment was done beforehand. Only afterwards did a team of so-called experts, of whom hardly any had experience of peatland ecology, carry out a minor one.

The Mega Project was an unmitigated disaster. Not one blade of productive rice was ever grown there, in spite of the removal of at least half a million hectares of primary peat swamp forest, the extermination of around 5,000 orangutan and myriads of other wildlife, and the creation of more than 4,600 kilometres of channels. This environmental folly, many believe, contributed to Suharto's downfall. His successor and protPresident Habibie stopped the project and handed over the land to be managed by the forestry ministry and the Central Kalimantan provincial government.

By the time the project was abandoned, major damage had been done to the regional and global environment. Forestry resources had been ransacked, government money had been misappropriated, and the economy and quality of life of indigenous people had been irreparably disrupted. Five years after the Mega Rice Project commenced, one million hectares of wetland landscape lie in ruins, a wasteland testimony to human greed and stupidity. The peat swamp forest is either gone or in terminal decay. The 60,000 settlers who were transferred to part of the area can grow neither rice nor enough substitute crops to exist. Disease and poverty are rife. Many have reverted to despoiling the nearest remaining forest for firewood. Others have joined the legion of illegal loggers, who are financed by a new generation of crooks replacing the Suharto cronies in raping this sensitive landscape. [...]

Quelle: Jack Rieley (2001): Kalimantan's peatland disaster (Inside Indonesia)

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