Das ENSO-Phänomen

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ENSO-Lexikon

Fischöl

Aus dem Depotfett fettreicher Fischsorten (besonders Makrele, Sardelle, wilder Lachs, Hering) durch Erhitzen unter Druck bei der Herstellung von Fischmehl gewonnenes, sehr vitaminreiches fettes Öl, das nicht nur zur Tierfütterung eingesetzt wird, sondern insbesondere durch die darin enthaltenen Omega-3-Fettsäuren (Linolensäure, Eikosapentaensäure, Docosahexaensäure; Fettsäuren) ernährungsphysiologisch von großer Bedeutung ist.

Diese Omega-3-Fettsäuren werden von bestimmten Mikroalgen gebildet und reichern sich über die Nahrungskette besonders in fettreichen, marinen Kaltwasserfischen an. Diese benötigen die Fettsäuren u. a. zur Aufrechterhaltung einer ausreichenden Elastizität (Fluidität) der Zellmembranen bei geringen Wassertemperaturen.

Aufgrund der Bedeutung für die menschliche Ernährung (gesundheitliche Effekte s. unten), aber auch als wertvoller Bestandteil einer artgerechten Fischnahrung (besonders wichtig während der Reproduktion, Laichfischfutter) wird Fischöl schon seit Jahrzehnten in der Aquakultur (insbesondere bei karnivoren Fischarten, verstärkt auch in der Garnelenzucht) verwendet. In den letzten Jahren ist die Nachfrage von Fischöl als Nahrungsergänzungsmittel für den direkten menschlichen Verzehr stark angestiegen. Dies ist auf die zahlreichen gesundheitsfördernden Eigenschaften der Omega-3-Fettsäuren zurückzuführen (antithrombotisch, triglyceridsenkend, antiatherogen, antihypertensiv, antiarrhythmisch, antientzündlich, immunmodulatorisch und antikatabol).

Für Fische wie für Menschen sind die im Öl enthaltenen Fettsäuren DHA und EPA essentiell, d. h. sie können nicht selbst synthetisiert (hergestellt) werden, sondern müssen mit der Nahrung aufgenommen werden. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt für einen gesunden Erwachsenen eine tägliche Aufnahme von 1 – 1,5 g dieser Omega-3-Fettsäuren. Der Wert bezieht sich allerdings auf pflanzliche Fettsäuren (z. B. α-Linolensäure), die nicht so hochwertig sind wie EPA, DHA und DPA. Empfehlenswert sind mindestens 1 – 2 (Fisch-)Mahlzeiten wöchentlich, abhängig vom tatsächlichen Gehalt essentieller Fettsäuren, der artspezifisch, aber auch im Hinblick auf die Nahrung (Fischöl), variiert.

Von den ca. 171 Mio. t Gesamtproduktion von Fischen und anderen Wasserorganismen (Fischerei und Aquakultur) im Jahr 2016 dienten ca. 151 Mio. t direkt der menschlichen Ernährung (siehe auch Artikel Aquakultur in Zahlen). Der größte Teil (ca. 15 Mio. t Lebendgewicht) der übrigen 20 Mio. t wurde zu Fischmehl und Fischöl verarbeitet. Die Menge gewonnen Fischöls lag in den Jahren von 2012 bis 2016 bei ca. 1 Mio. t jährlich und ist seit geraumer Zeit relativ stabil. Dies wurde u. a. durch die Substitution des Fischölanteils im Futter durch Pflanzenöle (z. B. Soja- oder Rapsöl) und die Entwicklung und Optimierung artspezifischer Futter und des Fütterungsmanagements erreicht.

Der Großteil des Fischöls stammt aus der Fischerei (ca. 65 -75 %). Schätzungen zufolge wird derzeit ca. 25 - 30 % des Fischmehls aus Bei- oder Nebenprodukten gewonnen (Schlachtabfälle, Beifang etc.). Bei der Zusammensetzung gibt es jedoch regionale Unterschiede. In Europa sind es ca. 54 %. Es wird damit gerechnet, dass der Anteil von Nebenprodukten weiter ansteigen wird. Das Gros (ca. 75 %) des weltweit produzierten Fischöls wird in der Aquakultur verwendet.

Der Preis von Fischöl  (pro Tonne) beispielsweise in den Niederlanden stieg von unter 800 USD Anfang der 2000er auf über 2000 USD im Jahr 2016. Eine Tonne Sojabohnenöl kostet im Vergleich knapp über 800 USD. Bis zum Jahr 2030 wird mit einem weiteren Anstieg des Preises gerechnet.

Preise von Fischöl und Sojaöl in den Niederlanden (Jan. 84 - Jan. 2020)

Preise von Fischöl und Sojaöl in den Niederlanden (Jan. 84 - Jan. 2020)

Die Preise für Fischöl sind seit Mitte 2018 gestiegen, und es wird erwartet, dass sie weiter steigen werden.

Fischöl wird hauptsächlich als Zusatzfutter in der Lachsindustrie und als Nahrungsergänzungsmittel für den menschlichen Verzehr verwendet.

Quelle: FAO 2020

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