Das ENSO-Phänomen

 » ENSO-Lexikon » E » El Niño Modoki

ENSO-Lexikon

El Niño Modoki

Bezeichnung für einen neuen El Niño-Typ im tropischen Pazifik, der sich vom traditionell-klassischen El Niño in Bezug auf seine räumlichen und zeitlichen Charakteristika, wie auch hinsichtlich seiner Telekonnektionsmuster unterscheidet. Der Name El Niño Modoki ist vom japanischen Wort Modoki abgeleitet, es steht für 'ähnlich, aber 'verschieden'.

Der traditionelle oder kanonische (mustergültige) El Niño ist auf einen zungenförmigen Bereich entlang des Äquators beschränkt, mit einem Zentrum warmer Anomalien von Meeresoberflächentemperaturen (SSTA) im zentralen und östlichen Pazifik, wohingegen El Niño Modoki ein meridional breiteres Hufeisenmuster mit einem Zentrum warmer SSTA im zentralen tropischen Pazifik aufweist, das von kühlen SSTA im westlichen und östlichen Pazifik flankiert wird. Zur besseren Unterscheidung wird auch die Einführung neuer oder modifizierter Indizes vorgeschlagen.

Der traditionelle El Niño besitzt als wesentliches Merkmal Temperaturanomalien im Ostpazifik. In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden jedoch nicht-traditionelle El Niños beobachtet, bei denen der übliche von Temperaturanomalien betroffene Raum nicht höheren Temperaturen ausgesetzt ist, sondern bei dem die Anomalie den zentralen Pazifik betrifft. Der Lage entsprechend gibt es auch die Bezeichnung "Central Pacific (CP) El Niño" oder auch "Dateline El Niño" (dt. Datumsgrenzen-El Niño), da die Anomalie nahe der Datumsgrenze einsetzt. Eine weitere Bezeichnung ist “Warm Pool (WP) El Niño".

Gleichzeitig wurden für den bisherigen, 'klassischen' El Niño zur besseren Unterscheidung Begriffe eingeführt wie "Canonical El Niño" (etwa: Standard-El Niño), "Eastern Pacific El Niño" (EP-El Niño) oder "Cold Tongue El Niño" (CT-El Niño). (L'Heureux, M.)

Der erste El Niño, der im zentralen Pazifik entstand und von dort ostwärts wanderte, wurde im Jahr 1986 dokumentiert. El Niño Modoki-Ereignisse traten in folgenden Jahren auf: 1991-92, 1994-95, 2002-03, 2004-05, 2009-10. Der letztgenannte war gleichzeitig der bislang stärkste.

Die angenommene Verbindung zwischen globaler Erwärmung und einer zunehmenden Zahl von El Niño Modoki, sowie einer stärkeren Intensität muss durch längere Zeitreihen und die Untersuchung vergangener El Niño-Episoden belegt werden. Die bereits beobachteten Veränderungen des El-Niño-Musters könnten auch auf einer natürlichen Schwankung mit einem Zehn- bis Hundertjahresturnus beruhen. „El Niño Modoki“ könnte demnach in vielleicht 30 Jahren wieder verschwunden sein.

El Niño-Modoki unterscheidet sich vom Ostpazifik-El Niño sowohl hinsichtlich des Gebiets mit den stärksten SST-Anomalien, als auch bei den Telekonnektionen zwischen Tropen und Mittelbreiten. Ferner führt der El Niño-Modoki zu häufigerem Landübertritt (landfall) der atlantischen Hurrikane und zu deren häufigerem Auftreten. Generell ist die Erwärmung des zentralen Pazifik mit diesen beiden Effekten entlang der Golfküste der USA und Mittelamerikas verknüpft.

Umstritten ist die Vorhersageschwierigkeit eines El Niño-Modoki-Ereignisses gegenüber einem klassischen El Niño (Duan, W. 2018). Immerhin könnte u. a. die langfristige Wirbelsturmvorhersage von einer soliden Vorhersage profitieren.

ENSO-Modi

Modoki

a) Ein El Niño-Ereignis liegt vor, wenn die östlichen Winde schach sind; manchmal herrschen im W West-winde vor. Gleichzeitig bestehen anomal warme SST im Ostpazifik, verbunden mit Veränderungen der Thermokline und der atmosphärischen Zirkulation, die dem W Trockenheit und dem O Feuchtigkeit bringen.

(b) Ein El Niño Modoki-Ereignis ist eine von (a) unterschiedliche anomale Erscheinung. Die wärmsten SST treten im zentralen Pazifik auf, flankiert von kälteren Wassertemperaturen im O und W und begleitet von entsprechender atmosphärischer Konvektion.

(c), (d) stellen die entgegengesetzten (La Niña) Phasen von El Niño bzw. El Niño Modoki dar.

Es wird angenommen, dass die Zunahme von Modoki-Bedingungen auf die anthropogen bedingte Klimaerwärmung zurückzuführen ist, und dass diese Ereignisse im zentralen Pazifik unter diesen Bedingungen vermehrt auftritt.

Quelle: nature, 461, 481-484 (24 September 2009)

Noch bestehen Zweifel über die Sinnhaftigkeit der Typisierung zweier unterschiedlicher El Niño-Varianten: "... central and eastern Pacific sea surface temperature (SST) anomalies appear mechanistically separable in terms of local and remote forcing, their frequent overlap precludes robust classifications." (Kristopher B. Karnauskas, 2013)

Pfeil nach linksEl NiñoStichwortlisteIndexEl Niño-BedingungenPfeil nach rechts