Das ENSO-Phänomen

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ENSO-Lexikon

Westerly Wind Bursts (WWB)

Begriff, der noch keine allgemein anerkannte Übersetzung besitzt, häufig englisch verwendet wird und am ehesten mit "Westwindausbrüche" ins Deutsche übertragen werden kann. WWBs bilden sich, wenn die östlichen Passatwinde erlahmen oder wenn sich westliche Winde im Zusammenhang mit großskaligen Phänomenen wie die Madden-Julian Oscillation entwickeln.

Zum 'normalen' Zustand des tropischen Pazifiks gehören östliche Passatwinde, die das von der Sonne erwärmte Wasser nach Westen treiben. Als Folge ist das Oberflächenwasser im Westen wärmer als jenes im Osten. WWB sind damit vorübergehende, auf das Wetter bezogene Umkehrungen dieser normalen Windflusses. Die bodennahen WWB entstehen vorwiegend über dem tropischen Westpazifik, besitzen eine Dauer von einigen Tagen bis zu ein paar Wochen (6 - 7 Tage in 75 % der Ereignisse) und wehen mit einer Geschwindigkeit von wenigstens 5 - 10 m/s. Ihre longitudinale Ausbreitung schwankt zwischen 500 und 8.000 km mit einem Mittel von 4.000 km. Sie kehren die ozeanische Oberflächenströmung von einer westwärtigen in eine ostwärtige Richtung um. Die WWB helfen dabei, einen Teil des warmen Wassers zurück in den zentralen und östlichen Äquatorialpazifik zu bewegen, indem sie die ostwärtige Strömung des äquatorialen Gegenstroms verstärken. Gleichzeitig bewirken sie so ein zonales Druckgefälle, das einen westwärts gerichteten Unterstrom erzeugt.

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Entstehung von Westerly Wind Bursts (WWB) und tropische Zyklogenese mit Bildung von Super Cloud Clusters (SCC) während der MJO

Die WWB besitzen eine besondere Bedeutung in der Modifikation der Temperatur vor allem des östlichen Pazifiks. Lang ahaltende WWB rufen ozeanische Kelvinwellen hervor, die die Thermokline herabsetzen und zu einer lokalen Erwärmung der SST führen. Den WWB wird daher auch eine Auslösefunktion für einen El Nino zugeschrieben.

Quelle: Bendix, A. und Bendix, J. (2004)

WWB werden mit als treibende oder auslösende Kraft (Forcing) für ein El Niño-Ereignis angesehen. Bei dieser Einschätzung steckt man allerdings in einem Henne-Ei-Problem.

Die Westwindausbrüche erzeugen auch Downwelling hervorrufende äquatoriale Kelvinwellen, die in den Ostpazifik wandern und dort einen Anstieg der Meeresoberflächentemperatur bewirken können. Das zusätzliche warme Wasser wird unter der Oberfläche in ca. 40 m bis 400 m Tiefe entlang des Äquators im Cromwellstrom (syn. Äquatorialer Unterstrom) nach Osten transportiert.

WWB gehen möglicherweise auch auf den zeitlich wechselnden Einfluss verschiedener Konvergenzzonen zurück. Denn im Westpazifik treffen die Einflussbereiche der South Pacific Convergence Zone, der ITK und des Monsuns aufeinander. WWB treten üblicherweise in der westlichen Phase der Madden-Julian-Oscillation auf. WWB werden als bodennahe Ausprägung der MJO angesehen. Man geht davon aus, dass die Mechanismen, die für die MJO verantwortlich sind, auch eine wesentliche Rolle bei der Bildung und Aufrechterhaltung der WWB spielen.
Eine weitere Theorie zur Entstehung der WWB stellt einen Zusammenhang mit dem Auftreten von einem Paar äquatornaher Zyklonen her. Dieser Zusammenhang besteht aber nicht für alle WWB. Auch werden Kaltluftvorstöße aus mittleren Breiten diskutiert.

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