Das ENSO-Phänomen

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ENSO-Lexikon

Mangrove

Tropisches Küstengehölz in gezeitenbeeinflussten Bereichen, das sich besonders günstig in geschützten Buchten, Lagunen, Deltas und anderen Flussmündungen auf Schlickböden entwickelt und eine Vielfalt an außergewöhnlichen Lebensformen beherbergt. Tiere und Pflanzen sind dort an die extremen Umweltbedingungen angepasst, die ein den Tiden ausgesetzter Standort mit sich bringt. Zur Mangrove gehören ca. 70 Baum- und Buscharten. Typischste Gattung ist Rhizophora (Mangrovenbaum) mit Stelzwurzeln sowie Avicennia mit Atemwurzeln. Vereinzelt kommen sie bei günstigen Umweltbedingungen auch in den subtropischen Regionen vor.

Neben ihrer Bedeutung als Nähr- und Kinderstube einer Vielzahl von Fischen, Schalentieren und als Vogelhabitat sind sie auch als Küstenschutzelement bedeutsam. Letzteres wurde durch die verheerenden Auswirkungen des Dezember-Tsunamis 2004 im indischen Ozean unterstrichen.

Mangrove

Mangrovenwald

Mangrovenzerstörung

Mangrovenzerstörung

Quellen: Pelorus Foundation / Corporate Watch

Mangrovenwälder besitzen eine große Anzahl äußerst wichtiger Funktionen. Aufgrund ihrer hohen Produktion an Biomasse spielen sie eine nicht unwesentliche Rolle im globalen Kohlenstoffkreislauf. Abgestorbenes Tier- und Pflanzenmaterial, das aus den Mangroven ins Meer gespült wird, nährt die küstennahen Ökosysteme.
Die bei Niedrigwasser deutlich aus dem Wasser ragenden Stelzwurzelgerüste bremsen die Gezeitenströme, Erosion unterbleibt, vielmehr wird Feinsediment abgesetzt. Zudem behalten die Mangrovenwälder Schadstoffe und Sedimente aus Flusseinträgen zurück, bevor diese in die Küstenmeere gelangen und dort die Lebensgemeinschaften schädigen.
Für Küstenbewohner bietet die Mangrove traditionell vielfältige Möglichkeiten zur Selbstversorgung. So liefert die Rhizophora mangle ein rotes Holz, das zur Herstellung von Holzkohle verwendet wird und zur Gewinnung von Tanninen (Gerbsäuren), die bei der Lederherstellung eingesetzt werden. Die Küstenwälder bieten Bau- und Brennholz, Früchte und pflanzliche Heilmittel. Als Brutstätte und Aufwuchsgebiete für viele Krebstiere, Muscheln, Garnelenarten und Fische sichert die Mangrove, die eines der produktivsten Ökosysteme der Erde darstellt, die Ernährung der Bevölkerung, die traditionell vom Fischfang lebt. Überall dort, wo sie dem Städtebau und der Garnelenzucht weichen mussten, gingen die Erträge der Küstenfischerei drastisch zurück.

Mapping Mangroves by Satellite

Kartierung von Mangroven per Satellit (global)

Diese Karte zeigt die Lage und relative Dichte von Mangroven, die etwa 137.760 km² der Erdoberfläche bedecken. Die Wälder sind in 118 verschiedenen Ländern und Territorien zu finden, wobei fast 75 Prozent der Fläche in nur 15 Ländern vorkommen.

Am häufigsten findet man sie im Bereich des Äquators zwischen dem 25. nördlichen und südlichen Breitengrad. Etwa 42 % der weltweiten Mangroven befinden sich in Asien, 21 % in Afrika, 15 % in Nord- und Mittelamerika, 12 % in Australien und den Inseln Ozeaniens und 11 % in Südamerika.

Mit Hilfe digitaler Bildklassifizierung hat ein Forscherteam des U.S. Geological Survey mehr als 1.000 Szenen der Landsat-Satellitenreihe zusammengestellt und analysiert.

Quelle: NASA Earth Observatory

Weltweit bedecken die Mangrovenwälder eine Fläche von ca.15 Millionen ha, das entspricht der Hälfte der Fläche Deutschlands. Man schätzt jedoch, dass in den letzten 30 Jahren ihr Bestand um fast vier Millionen ha abgenommen hat. Es wird geschätzt, dass der 2010 existierende weltweite Mangrovenbestand lediglich der Hälfte der ursprünglichen Ausdehnung entspricht. Lediglich 6,9 % der Mangrovewälder in per Gesetz unter Schutz gestellt.
Im Verhältnis zur Gesamtfläche schwindet der Mangrovenwald schneller als der tropische Regenwald. Der Rückgang wird auf die Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen (vor allem Reiskulturen und Weideland), Aquakulturen, Siedlungsausdehnung, Nachfrage nach Brennholz, Baumaterial und Zellstoff sowie Tourismus zurückgeführt.

Mapping Mangroves by Satellite (SE Asia)

Kartierung von Mangroven per Satellit (SO Asien)

Indonesien umfasst nicht weniger als 17.000 Inseln und fast ein Viertel der Mangroven der Welt. Doch diese Wälder wurden in den letzten drei Jahrzehnten um die Hälfte reduziert, von 4,2 Millionen Hektar im Jahr 1982 auf 2 Millionen im Jahr 2000. Von den verbleibenden Wäldern sind fast 70 % "in kritischem Zustand und ernsthaft beschädigt", berichtete Fadel Muhammad, Indonesiens Minister für Fischerei und Meeresangelegenheiten.

Fast ein Fünftel der Küste Australiens (die Nordküste ist links dargestellt) ist von Mangroven gesäumten Küsten umgeben. Australien hat nach Indonesien und Brasilien die drittgrößte Mangrovenfläche der Welt und etwa 6,4 % der gesamten Mangrovenfläche der Welt.

Quelle: NASA Earth Observatory

Will man die Zerstörung der Mangroven verhindern, müssen nachhaltige Bewirtschaftungsformen gefunden werden. Dazu sind grundlegende Kenntnisse ihrer Struktur, ihrer ökologischen Funktionen und ihrer Nutzung durch den Menschen notwendig.

Als Folgen der Mangrovenzerstörung werden beispielsweise höhere Schäden und Menschenverluste bei Sturmfluten in Bangla Desh angesehen. Alleine die Aquakulturen mit Garnelenaufzucht (shrimp farming) sind für 5-10 Prozent dieses Verlustes verantwortlich. In Ländern mit größerer Produktion wie Thailand sind es nahezu 20 %, auf den Philippinen sogar 75 Prozent. Teilweise versuchen Garnelenproduzenten und Regierungen in jüngerer Zeit die Verluste durch Aufforstungen wieder auszugleichen. In Bangla Desh sind die Mangrovenwälder der Sundarbans zu großen Teilen unter Naturschutz gestellt.

Im folgenden Satellitenbild vom 18. Dezember 2009 liegen tiefgrüne Wälder an Land und das zart türkisfarbene Korallenriff im Meer dicht beieinander. Beide Ökosysteme bieten einen bedeutenden Lebensraum für eine Vielzahl von Lebewesen, und beide sind für ihre gesunde Existenz voneinander abhängig.

Der Wald, ein Mangrovenwald, definiert das Delta des Ba-Flusses auf der Nordseite von Viti Levu, der Hauptinsel der Fidschi-Inseln. Solche Mangrovenwälder bilden die Schnittstelle zwischen Fluss und Meer auf Fidschi und an vielen anderen Orten der Welt. Die Bäume wachsen mit ihren Wurzeln im halbsalzigen Wasser in Küstennähe, aber am besten gedeihen sie in geschützten Bereichen, wo der Wellenschlag des Ozeans minimal ist. In diesem Fall bietet das vorgelagerte Korallenriff einen Schutz, der die ankommenden Wellen abbremst.

Der Mangrovenwald wiederum schützt das Riff vor Sedimenten und ausgedehnten Algenblüten. Das Wurzelgeflecht fängt Sediment und Stickstoff aus dem Fluss auf und wirkt so wie ein natürlicher Filter. Sedimente würden das Wasser trüben und das Sonnenlicht blockieren, das die Korallen für ihr Wachstum benötigen. Stickstoff aus landwirtschaftlichen Abwässern ernährt die Algen im Meer. Ausgedehnte Meeresblüten können das Riff überziehen oder dem Wasser den Sauerstoff entziehen, was beides für das Riff schädlich wäre. Stickstoffabfluss könnte ein Problem entlang des Ba-Flusses sein, da der Fluss durch stark bewirtschaftete Hügel und Täler fließt, in denen ein Großteil des Zuckerrohrs auf Fidschi produziert wird.

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Mangroven und Korallenriffe, Viti Levu, Fiji

Der Advanced Land Imager auf dem NASA-Satelliten Earth-Observer 1 hat dieses Bild am 18.12.2009 aufgenommen.

 

Quelle: NASA Earth Observatory

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