Das ENSO-Phänomen

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ENSO-Lexikon

Kaltwasserzunge

Engl. (Pacific) cold tongue; zungenförmiger Wasserkörper, der durch ein Minimum der Meeresoberflächentemperatur charakterisiert ist, und der im Falle des Pazifiks von der Küste Südamerikas bis in den zentralen Äquatorialpazifik reicht. Typischerweise liegen die Temperaturen im Bereich der Kaltwasserzunge unter 26 °C, was im deutlichen Kontrast steht zu den über 27 °C betragenden Temperaturen im W-Pazifik und im V- oder U-förmigen Gebiet unmittelbar polwärts der Kaltwasserzunge.

Die Kaltwasserzunge erfährt im Rahmen der verschiedenen ENSO-Phasen gravierende Veränderungen, sie erwärmt sich während El-Niño-Ereignissen im Ostpazifik stark und kühlt sich während La-Niña-Ereignissen ab. Eine ähnliche, wenn auch schwächere Kaltwasserzunge existiert im äquatorialen Atlantik.

Die einzelnen ENSO-Phasen lassen sich mit Hilfe der vom TAO-Messnetz mit seinen verankerten Bojen gelieferten Meeresoberflächentemperaturen erkennen. In der Grafikserie unten werden die niederen Absolutwerte der Durchschnittstemperaturen in der Kaltwasserzunge während der jeweiligen Dezembermonaten deutlich. Selbst im El Niño-Dezember von 1997 sind sie erkennbar, wenn auch wenig markant.

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Erkennen von ENSO-Phasen:
Die Meeresoberflächentemperaturen im äquatorialen Pazifik sind wichtige Merkmale.

Im Dezember 1993 waren die Meeresoberflächentemperaturen und die Winde annähernd normal, mit warmem Wasser im westlichen Pazifik (in rot auf dem oberen Feld des Diagramms vom Dezember 1993) und kühlem Wasser, genannt die "kalte Zunge" im östlichen Pazifik (in grün auf dem oberen Feld des Diagramms vom Dezember 1993). Die Winde im Westpazifik sind sehr schwach (siehe die Pfeile, die in die Windrichtung zeigen), und die Winde im Ostpazifik wehen nach Westen (in Richtung Indonesien).

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Das untere Feld des Diagramms vom Dezember 1993 zeigt die Anomalien, d.h. die Art und Weise, wie sich die Meeresoberflächentemperatur und der Wind von einem normalen Dezember unterscheiden. In diesem Diagramm sind die Anomalien sehr klein (gelb/grün), was auf einen normalen Dezember hinweist. Der Dezember 1997 lag nahe dem Höhepunkt eines starken El Niño-Jahres. Im Dezember 1997 hat sich das warme Wasser (rot im oberen Feld der Dezember 1997 Grafik) vom westlichen Pazifik nach Osten (in Richtung Südamerika) ausgebreitet, die "kalte Zunge" (grüne Farbe im oberen Feld der Dezember 1997 Grafik) hat sich abgeschwächt, und die Winde im westlichen Pazifik, die normalerweise schwach sind, wehen stark nach Osten und drücken das warme Wasser nach Osten. Die Anomalien zeigen deutlich, dass das Wasser in der Mitte des Pazifiks viel wärmer ist (rot) als in einem normalen Dezember.

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Im Dezember 1998 gab es ein starkes La Niña (Kälte)-Ereignis. Die kalte Zunge (blau) ist um etwa 3° Celsius kühler als üblich. Die kalten La Niña-Ereignisse folgen manchmal (aber nicht immer) auf El Niño-Ereignisse.

 

Quelle: NOAA
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